Der Bausektor ist ein großer Hebel für den Klimaschutz – und zugleich einer der größten Verursacher von Emissionen und Ressourcenverbrauch. Wer heute baut oder saniert, gestaltet aktiv die Zukunft über Jahrzehnte.
Deshalb setzen wir uns als Bildungsoffensive Nachhaltiges Bauen Mitte Niedersachsen dafür ein, dass klimaschonende Bauweisen mehr in die Umsetzung kommen und das notwendige Wissen dafür bereitgestellt wird.
Raus aus der Nische, rein in den Mainstream – zum Beispiel bei der Sanierung von Schulen und anderen kommunalen Liegenschaften. Diese Veränderung gelingt nur gemeinsam – wenn Kommunen, Handwerk, Planung und Bildungsarbeit an einem Strang ziehen. Genau dafür schaffen unsere regelmäßig stattfindenden Runden Tische den Raum.
Ein voller Tisch, viele Perspektiven
Am 28. Oktober 2025 war es wieder so weit: Der 2. Runde Tisch fand an der Oberschule Marklohe statt – und war schon im Vorfeld ausgebucht. Rund 30 Teilnehmende aus Bauämtern, Kommunen, Handwerk, Planungsbüros und Klimaagenturen kamen zusammen, um über die Zukunft des Bauens in der Region zu sprechen. Das Ziel: sich auf gemeinsame Kriterien für nachhaltiges Bauen zu verständigen, an denen sich das kommunale Bauen der Zukunftsregion Mitte Niedersachsen orientieren kann.
Die Energie im Raum war spürbar – offen, konstruktiv und geprägt von dem gemeinsamen Wunsch, die Bauwende in der Region konkret zu gestalten.
Zur Orientierung stellte Jacob Gruender bestehende Ansätze zum klimaschonenden Bauen und Sanieren aus den Städten Verden und Nienburg sowie den 6-Punkte-Plan aus Lüneburg vor – Beispiele, die zeigen, wie Städte und Kommunen bereits erfolgreich entschiedene Schritte vorangehen.
In den lebhaften Diskussionen danach ging es um Energie und Material, um Vergabeprozesse, um CO2-Bilanzen und darum, wie nachhaltiges Bauen Teil der kommunalen Routine werden kann. Einigkeit herrschte darüber, dass die jetzt notwendigen Prozesse in Richtung Nachhaltigkeit nicht am Reißbrett entstehen, sondern im Zusammenspiel von Verwaltung, Planung, Handwerk und Bürgerschaft.

Lernen am Beispiel: Die Sanierung der OBS Marklohe
Bei der Führung durch die kernsanierte und erweiterte Oberschule Marklohe stellte das Architekturbüro Eggersmende energetische Sanierungsmaßnahmen und verschiedene Materialauswahlen vor, die zeigen, wie Sanierung Schritt für Schritt nachhaltiger werden kann. Auch hier gab es Diskussionsbedarf, auch hier gab es für viele Beteiligte Lerneffekte.
Das Beispiel machte deutlich, wie komplex Bauentscheidungen sind – und wie wichtig es ist, Energieeffizienz, Materialeinsatz und langfristige Nutzung gemeinsam zu denken.

„Für mich bedeutet Klimaschutz, die Gebäude des Landkreises fit zu machen für die Zukunft – und zwar mit einem ganzheitlichen Blick: den Energieverbrauch senken, ressourcenschonende Materialien einsetzen und dabei auch die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wahrnehmen.“
Das betonte Architektin Dipl.-Ing. Katharina Herrlein vom Landkreis Nienburg/Weser, die als Leitung des Fachbereichs Gebäudemanagement den Umbau der OBS verantwortet und auch Mitgastgeberin vor Ort war.

Auf dem Weg zu gemeinsamen Kriterien
Im Anschluss an den Rundgang wurde in mehreren Gruppen intensiv gearbeitet. Die Kernfrage lag auf dem Tisch: Welche Kriterien braucht es, damit nachhaltiges Bauen in der Zukunftsregion Mitte Niedersachsen verbindlich und zugleich umsetzbar wird?
Als Vorteile gemeinsamer Ansätze wurden genannt:
• Synergien nutzen statt doppelt zu arbeiten
• Verlässliche Orientierung für alle Beteiligten schaffen
• Öffentliche Kommunikation stärken
• Gemeinsam die regionale Vorreiterrolle für nachhaltiges Bauen einnehmen
• Regionale Wertschöpfung – Kompetenz und Arbeit in der Region halten
Ein wiederkehrendes Motiv war die interkommunale Zusammenarbeit: Viele Kommunen stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
Warum also nicht Wissen, Erfahrungen und gute Beispiele teilen?

Von der Idee zur Umsetzung
Besonders intensiv wurde diskutiert, wie verbindlich Kriterien sein sollten. Viele wünschten sich klare Leitlinien, andere betonten, dass neue Vorgaben auch umsetzbar bleiben müssen. Trotz der Bandbreite der Sichtweisen wurde ehrlich, kritisch und lösungsorientiert miteinander gesprochen.
Als hilfreiche und verbindende Faktoren wurden identifiziert:
• Frühzeitige Beteiligung aller Akteur*innen – von Verwaltung bis Handwerk
• Transparente Kommunikation über Ziele, Kosten und Nutzen
• Gute Öffentlichkeitsarbeit, um Erfolge sichtbar zu machen, aber auch wenig beeinflussbare Schwierigkeiten wie z. B. Kostensteigerungen durch Corona- und Ukraine-Krise zu vermitteln
• Erfahrungsaustausch über Kreisgrenzen hinweg

Machbarkeitsfragen treffen Zukunftskriterien
Unser 2. Runder Tisch war noch nicht der Tag, um sich in der Zukunftsregion Mitte Niedersachsen auf gemeinsame Kriterien festzulegen: Sorgen vor neuen Herausforderungen wurden genannt, gleichzeitig an anderen Stellen auch nach Abschluss der Veranstaltung noch intensiv weiterdiskutiert – beim Versuch, wirklich handfeste und machbare Schritte in Richtung der kommunalen Bauwende zu formulieren.
Am Ende fehlte uns Zeit. Das ist nicht nur kein Nachteil, sondern auch unser Antrieb: Wir freuen uns auf den 3. Runden Tisch, um an die erarbeiteten Ergebnisse anzuknüpfen und sie dort gemeinsam weiterzuentwickeln. Denn ein zentrales Ergebnis war klar: Nachhaltiges Bauen kann nur gemeinsam gelingen. Die drei Landkreise – Diepholz, Nienburg und Verden – teilen ähnliche Herausforderungen.
Deshalb ist der Austausch gewinnbringend: Er schafft Verständnis, Orientierung und Verbindlichkeit – und bringt Menschen zusammen, die Verantwortung für Herausforderungen und Zukunftslösungen übernehmen.
Der Runde Tisch hat auch gezeigt, dass in der Region ein Netzwerk wächst – getragen von Fachwissen, Engagement und dem gemeinsamen Willen, die kommunale Bauwende vor Ort Realität werden zu lassen.

Ausblick: Der Dialog geht weiter
Wir als Bildungsoffensive Nachhaltiges Bauen Mitte Niedersachsen ziehen ein durchweg positives Fazit und freuen uns, den roten Faden beim 3. Runden Tisch in Diepholz wieder aufzunehmen. Dieses Mal sind wir beim Familienunternehmen und Getränkehersteller Friedrich Lütvogt in Wagenfeld eingeladen, unser Fokusthema vor Ort: Nachhaltiger Gewerbebau.
Termin: Mittwoch 10.12.2025
Uhrzeit: 15:00- 18:00 Uhr
Wir rechnen aktuell damit, dass auch der 3. Runde Tisch frühzeitig ausgebucht sein wird. Anmeldungen bitte unter: veranstaltung@biwena.de
Betreff: Anmeldung Runder Tisch

