Erfolgreiches europäisches Projekt BuildStrawPro / Fachtagung in Verden
Im Rahmen einer Fachtagung im Norddeutschen Zentrum für Nachhaltiges Bauen (NZNB) in Verden haben am 26.05.17 verschiedene Fachverbände und Bildungsträger die Ergebnisse ihrer europäischen Zusammenarbeit dokumentiert: in den letzten zwei Jahren wurde ein europaweites Prüfungssystem für Strohballenbau entwickelt, das jetzt in den verschiedenen Ländern zum Einsatz kommt und grenzüberschreitende berufliche Weiterbildung zum geprüften Strohballenbauer ermöglicht. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine Förderung durch das Programm für Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union, Erasmus+.
In der Seminar- und Praxis-„Halle 57“ des NZNB hatten die Strohbauexperten aus Frankreich, Österreich, der Slovakei und Deutschland, die Möglichkeit einem interessierten Fachpublikum vorzustellen, was sind im Rahmen des Projektes „BuildStrawPro“ entwickelt haben: mit dem neuen Prüfungssystem ist es nun möglich, europaweit in verschiedenen europäischen Ländern an Weiterbildungen zum Strohballenbau teilzunehmen und sich für die einzelnen Module prüfen zu lassen: „Wenn jemand in Frankreich an einigen Weiterbildungsmodulen teilnimmt und in Deutschland weiter macht, dann wird das gegenseitig anerkennt – wir haben ein abgestimmtes Qualifizierungs- und Prüfungssystem,“ so Dittmar Hecken, Vorstandsmitglied der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung e.V. (BiWeNa), die das Projekt koordiniert hat.
Dabei sind die entwickelten Verfahren auch jenseits des Strohballenbaus für die berufliche Weiterbildung relevant: „Das Strohballen-Weiterbildungs- und prüfungssystem basiert auf dem europäischen Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET) und gleichzeitig gibt es Anerkennungen auf der nationalen Ebene,“ erläutert BiWeNa-Vorstandsmitglied Rasmus Grobe, der die Fachtagung moderierte. Während die europäischen Systeme auf Lernergebnissen basieren, mit denen auch eine Prüfung ohne Teilnahme an entsprechenden Weiterbildungen möglich sei, orientierten sich viele nationale Anerkennungssysteme daran, dass ein bestimmter Umfang an Weiterbildungsstunden absolviert werden müsse. In Deutschland sei dieser Spagat allerdings gelungen: „Wir werden für die in Deutschland angebotene „Fachkraft Strohballenbau“ in Kürze die Anerkennung vor der Handwerkskammer haben und gleichzeitig die Passung mit dem europäischen System,“ freut sich Dittmar Hecken. Das entwickelte europäische System wird im Rahmen eines „Memorandum of Unterstanding“ von den verschiedenen nationalen Strohballen-Fachverbänden (in Deutschland dem Fachverband Strohballenbau Deutschland) und der European Strawbale Association unterzeichnet.
Auf der Tagung im NZNB wurde auch die unterschiedliche Bedeutung nationaler Förderstrukturen für berufliche Weiterbildung deutlich: so berichteten die französischen Partner, dass es in Frankreich möglich sei, staatlich finanziert an mehrmonatigen beruflichen Weiterbildungen teilzunehmen. Aus diesem Grund gebe es in Frankreich mehrere Ausbildungszentren für Strohbau und 78 Ausbilder. 550 Personen hätten von 2012 bis 2016 an den Weiterbildungen teilgenommen.
Die flexibleren Bauordnungen in Frankreich trügen ein Übriges dazu bei, dass es in Frankreich mittlerweile über 4000 Strohballenhäuser gibt – weit mehr als in anderen europäischen Ländern. So war dann auch ein Fazit der überwiegend deutschen Teilnehmenden: „Wir müssen uns besser organisieren und vernetzen, um den Strohballenbau weiter voranzubringen.“ Das jetzt entwickelte europäische Weiterbildungs- und Prüfungssystem sei dafür aber eine gute Grundlage.